Elektromobilität für Stadtbusse „Made in Baden-Württemberg“. Der Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, hat sich beim Elektromotorenspezialisten Ziehl-Abegg in Hohenlohe über neuartige Antriebe für Elektrobusse informiert.
Geschäftsführer Ralf Arnold sprach sowohl über die Technik (Radnabenmotoren) als auch über Hemmnisse bei der Markteinführung der Elektromobilität im öffentlichen Personennahverkehr.
„Wenn öffentlich über Elektromobilität diskutiert wird, wird der ÖPNV meist vergessen“, klagt Geschäftsführer Arnold. „Daher freut es mich, dass der Verkehrsminister heute so viel Interesse an unseren Technologien gezeigt und sich mit uns über Fördermöglichkeiten unterhalten hat.“
Die Lärm- und Abgasemissionen von Dieselbussen seien nicht zu unterschätzen, so Arnold. Der Elektroantrieb von Ziehl-Abegg („ZAwheel“) sitzt direkt in der Radnabe, so dass weder Differential noch Getriebe nötig sind „das reduziert das Geräusch und die Wartungskosten noch mehr als bei anderen Elektroantrieben“, sagt Arnold. Und zudem ist der Antrieb ohne Energieschlucker wie Getriebe das derzeit weltweit effizienteste Antriebssystem.
Auch der Verkehrsminister kennt die oft geäußerten Vorbehalte gegen E-Mobilität: Können Busunternehmer überhaupt komplette Linien mit Elektrofahrzeugen bedienen? Wie sieht es mit der Batteriereichweite in der kalten Jahreszeit aus, wenn eine Heizung benötigt wird? Arnold verwies auf Elektrobusse mit dem Radnabenantrieb von Ziehl-Abegg, die seit 2008 in den Niederlanden in Linie fahren. Außerdem auf einen erfolgreichen Linienbetrieb im kalten Norden Schwedens: „Unser Kunde Hybricon hat Busse für Umeå gebaut, die dort auch bei mehr als 20 Grad Minus seit Jahren problemlos Linie fahren.“
„Die Menschen wollen keine stinkenden und rußenden Autos und Busse mehr in den Innenstädten. Daher hat das Land bereits die Mehrkosten für die Anschaffung von mehr als 45 Elektro- und Hybridbussen übernommen“, so Verkehrsminister Hermann. Derzeit seien Elektrobusse wegen der Batteriepakete deutlich teurer als Dieselfahrzeuge; dazu kommen Kosten für die notwendige Ladeinfrastruktur. Daher sei eine Anschubfinanzierung beim Kauf als Anreiz für Kommunen und Busunternehmen für einen schnelleren Umstieg sinnvoll, so Arnold.
Wie der Geschäftsführer sagt, gebe es bereits einige Städte, die sich der elektrischen Zukunft gegenüber aufgeschlossen zeigen: Der Hamburger und der Berliner Senat haben beschlossen, vom Jahr 2020 an nur noch emissionsfreie Busse zu beschaffen. Gleiches habe sich London vorgenommen, Paris wolle fünf Jahre später alle Busse rein elektrisch antreiben. Auch in der Region tut sich etwas, das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg hat erst kürzlich die Anschaffung von mehreren Elektrobussen in Hohenlohe gefördert.
„Wer die Gesamtkosten über die Nutzungszeit betrachte, der fährt heute schon mit unserem Antrieb günstiger”, rechnet Arnold vor. Allerdings gibt es noch immer historische Ungleichbehandlungen: „Strom für Straßenbahnen und Oberleitungsbusse ist steuerlich wesentlich günstiger als für reine Elektrobusse“, kritisiert der Industriemanager einen Wettbewerbsnachteil.„Das langfristige Ziel der Landesregierung ist es, im ÖPNV flächendeckend umweltschonende Fahrzeuge einzusetzen. Dazu brauchen wir Technologien, die fortschrittlich und zuverlässig sind. Die Elektromobilität kann dabei eine führende Rolle spielen. Das Ziel muss sein, schneller aus den Pilotprojekten in eine breite Umsetzung zu gelangen. Ich danke Ziehl-Abegg für die informative Werksführung und den Einblick ins Unternehmen“, sagte Verkehrsminister Hermann.
Über Ziehl-Abegg
Ziehl-Abegg (Künzelsau, Baden-Württemberg, Deutschland) gehört zu den international führenden Unternehmen im Bereich der Luft- und Antriebstechnik mit darauf abgestimmter Regeltechnik. Beispiele für Einsatzgebiete der Produkte sind Wärme- und Kälteanlagen oder Reinraum- und Agraranlagen. Ziehl-Abegg hat schon in den fünfziger Jahren die Basis für moderne Ventilatorenantriebe gesetzt: Außenläufermotoren, die noch heute weltweit Stand der Technik sind. Ein weiterer Bereich sind elektrische Motoren, die beispielsweise in Aufzügen, medizinischen Anwendungen (Computertomographen) oder Tiefsee-Unterwasserfahrzeugen für Antrieb sorgen. Das Thema Elektromobilität im Straßenverkehr wurde 2012 bei Ziehl-Abegg Automotive angesiedelt.
Das High-Tech-Unternehmen besticht durch eine hohe Innovationskraft. Ziehl-Abegg beschäftigt 1.950 Mitarbeiter in süddeutschen Produktionswerken. Weltweit arbeiten für das Unternehmen 3.450 Mitarbeiter. Diese verteilen sich global auf 16 Produktionswerke, 27 Gesellschaften und 87 Vertriebsstandorte. Die rund 30.000 Artikel werden in mehr als 100 Ländern verkauft. Der Umsatz lag 2015 bei 448 Mio. Euro. Dreiviertel der Umsätze werden im Export erzielt.
Emil Ziehl hat die Firma 1910 in Berlin als Hersteller von Elektromotoren gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Firmensitz nach Süddeutschland verlegt. Die Ziehl-Abegg SE ist nicht börsennotiert und befindet sich in Familienbesitz.
Weitere Informationen auf www.ziehl-abegg.de
Quelle: Ziehl-Abegg