09.03.2015 – Teilnehmer diskutieren über zukunftsgerichteten Nahverkehr. Minister Hermann weist auf ungesicherte Finanzierung des ÖPNV und SPNV hin, wenn der Bund die Entscheidung zu Regionalisierungsmitteln und GVFG-Programm weiterhin verschiebt.
Schon heute leben in Deutschland mehr Menschen über 65 als Jugendliche unter 20 Jahren. Die Folgen des demografischen Wandels sind vielerorts spürbar – auch in der Mobilität. Welche Mobilitätskonzepte im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) darauf eine Antwort sein können, wird auf dem 7. ÖPNV-Innovationskongress vom 9. bis 11. März mit Vertretern der Wissenschaft und Experten der Branche erörtert. „Während im ländlichen Raum vielerorts die Einwohnerzahlen zurückgehen, wachsen die Städte und Ballungszentren. Hinzu kommen Veränderungen in unserer Arbeitswelt und eine zunehmende Individualisierung unserer Gesellschaft. Diese Entwicklungen stellen den Nahverkehr in den kommenden Jahren vor gewaltige Herausforderungen“, so Landesverkehrsminister Winfried Hermann zum Auftakt der Veranstaltung.
Mehr als 500 TeilnehmerInnen aus dem Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland wurden zu dem dreitägigen Kongress in Freiburg im Breisgau von Hermann begrüßt. In insgesamt 20 Workshops verteilt auf die Vortragsreihen Kundenorientierung, Betrieb/Verkehrsplanung, Umwelt/Technologie, Marketing/Tarife und Umweltverbund geben ReferentInnen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich Antwort auf aktuelle Fragen wie: Mit welchen Strategien kann der ÖPNV dem demografischen Wandel begegnen? Welche Modelle bieten sich an, im ländlichen Raum und in den Metropolen die Alternative zum Individualverkehr zu bleiben? Wie kann das Nahverkehrsangebot noch effizienter werden? Wie kann der ÖPNV sich Trends zu einem umweltbewussten Verkehrsverhalten zu Nutze machen?
Ein Blick in die Vorträge verrät die Vielfalt der Möglichkeiten: Das Projekt „Garantiert mobil“ des Odenwaldkreises stellt sich der Herausforderung, in den kommenden Jahren ein zuverlässiges öffentliches Verkehrsangebot im ländlichen Raum zu bieten. In der Schweiz wurden Strategien entwickelt, wie der ÖPNV im Freizeitverkehr – eine Domäne des Autos – dem Pkw Paroli bieten kann. Die Stadt Olfen im Münsterland stellt ihren Schüler- und Bürgerbus vor, der auf Bedarf nach einem individuellen Fahrplan verkehrt. Wie Leichtbusse, also gewichtsreduzierte Linienbusse, einen sparsamen und umweltschonenden Betrieb ermöglichen, erläutert ein Gastvortrag aus Düsseldorf. Oder das Beispiel aus Efringen-Kirchen zeigt, wie sich die Technologie der Elektrobusse im Linienverkehr bewährt hat.
Einmal mehr wies Minister Hermann auf die größte Gefährdung des ÖPNV und SPNV hin: Weder die Regionalisierungsmittel für den SPNV in den kommenden Jahren sind gesichert, noch gibt es eine Nachfolgeregelung für das GVFG-Programm ab 2019. Die große Koalition und Bundesfinanzminister Schäuble verschieben die Entscheidung über den Nahverkehr in die Bund-Länder-Finanzierungskommission. Das ist für die Zukunftsperspektive des ÖPNV fatal.
Einer der Höhepunkte des Kongresses ist die Verleihung des Innovationspreises ÖPNV am Mittwoch, 11. März. Mit dem Preis würdigt das Land besonders innovative Projekte für einen zukunftsgerichteten Nahverkehr.
Weitere Informationen zum Kongress gibt es unter www.innovationskongress-bw.de.
Quelle: Ministerium für Verkehr und Infrastruktur