Alle wichtigen Ministerien in Baden-Württemberg, so hieß es, habe die SPD den Grünen weggeschnappt. Der Stuttgart21-Gegner und zukünftige Verkehrsminister Winfried Hermann sieht in seinem Haus aber ein Schlüsselressort.
Winfried Hermann weiß, was er nicht will: „Ich werde kein reisender Minister, der nicht mehr zum Nachdenken kommt.“ Das sagte Baden-Württembergs neuer Verkehrsminister am Abend vor der Sitzung des 15. Landtags.
Winfried Hermann spielt als Verkehrsminister in der neuen baden-württembergischen Regierung eine entscheidende Rolle. Mit stern.de sprach er über Stuttgart 21 und grüne Autos.
von Sebastian Kemnitzer
Herr Hermann, Sie sind bekennender Pazifist. Wie hart wird denn der Kampf um Stuttgart 21?
Der Kampf wird sicher nicht ganz einfach. Aber es geht um die Auseinandersetzung in der Sache, das ist nicht mit Krieg vergleichbar. Ich werde in meiner neuen Funktion als Verkehrsminister alles tun, damit der Diskurs um Stuttgart 21 rational abläuft.
Warum wollen Sie das heikle Amt überhaupt? Schließlich standen auch andere Kandidaten, zum Beispiel der grüne Verkehrsexperte Werner Wölfle, in den Startlöchern.
Ich bringe viel Erfahrung in der Verkehrspolitik mit, sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Nicht zuletzt aufgrund meiner Position als Vorsitzender des Verkehrsausschusses kann ich mit allen Beteiligten auf Augenhöhe sprechen; übrigens auch mit Bahnchef Grube. Außerdem beschäftige ich mich seit 1992 mit Stuttgart 21. Es gab also einige Punkte, die für mich sprachen. Aber Werner Wölfle ist natürlich auch hochkompetent, gerade in Sachen Stuttgart 21.
Einstimmig stimmten die Delegierten für den grün-roten Koalitionsvertrag in Baden-Württemberg am 07.05.2011 auf dem Landesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen
Die Bilanz dieser 100 Tage „bürgerliche Koalition“ ist rekordverdächtig: Keine Bundesregierung zuvor hatte einen derart desaströsen Start. Keine wurde so schnell von den eigenen Fehlern eingeholt. Der schlampig zusammengeschusterte Koalitionsvertrag mit 84 „Prüfaufträgen“ und vielen Formelkompromissen führt zum Dauerstreit. Das Kabinett musste schon nach vier Wochen umgebildet werden. Jugendlichkeit und Unerfahrenheit scheinen wesentliche Berufungskriterien zu sein. Mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz hat die Koalition vor allem das Schuldenwachstum auf Rekordhöhe getrieben. Nach dem Motto „Ist der Schuldenberg erst groß genug, kommt es auf ein paar Milliarden mehr auch nicht mehr an“.
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