Schwäbisches Tagblatt: Kolumne vom 06.08.2010
Autor: admin | Kategorie: Schwäbisches Tagblatt, Wahlkreis TübingenSuch den Radweg
Für einen leidenschaftlichen Alltagsradler ist die Sommerzeit besonders angenehm. In diesen Monaten gibt es viele, die mitradeln. Glücklicherweise gibt es in unserem Kreis zahlreiche befestigte land- und forstwirtschaftliche Wege und verkehrsberuhigte Straßen, ohne die wäre Radfahren eine gefährlichere Angelegenheit.
Das reine Radnetz ist im Kreis aber ziemlich brüchig. Da hören die schönsten Radwege bisweilen auf der Straße, im Nichts oder an einer Baustelle auf. Es gibt jede Menge Bordsteinkanten, die nicht glatt abgesenkt sind. Und die Wegeführung ist selten direkt. Man spürt, dass sie nicht für Radler geplant und gebaut wurden. Im Nachhinein wurde irgendwie eine Wegstrecke ausgeschildert. Apropos Schilder. Während ansonsten Straßenschilder im Übermaß vorhanden sind, ist die Ausschilderung für Radfahrer im Kreis ein Graus. Nahezu alle Schilder sind zu klein, schwer zu lesen, wenig informativ und schwer zu sehen. Vermutlich sind die amtlichen Ausschilderer davon ausgegangen, dass der gemeine Radler an jeder Kreuzung absteigt, um das Schild und die Karte zu lesen. Hat man an einer Kreuzung den klaren Hinweis, wo es lang geht, fehlt an der nächsten Gabelung gleich wieder das Zeichen, welche der beiden Möglichkeiten zum geplanten Weg gehört. Oft sind auch die Pfeilrichtungen nicht eindeutig. Hinweise, wie weit es (noch) nach Bühl oder Rottenburg ist, wie neuerdings (vorbildlich!!) an einigen zentralen Kreuzungen in Tübingen, sind leider die Ausnahme. Innerorts ist man in den meisten Orten völlig verloren. Einheimische RadfahrerInnen kennen sich zwar gut aus und haben Orientierung. Aber wer kennt sich schon aus in den ausufernden Gewerbe- und Neubaugebieten, und wie oft sucht man vergeblich einen (ortskundigen) Menschen. Selbstverständlich lernt man beim Suchen manche Ecken kennen und findet irgendwie dann doch einen Weg. Aber alles in allem finde ich das ziemlich ärgerlich. Ist es zuviel verlangt, dass der Kreis endlich ein ganzheitliches Radwegenetz ausarbeitet, mit einheitlichen, großen, lesbaren und informativen Wegweisern?! Ist es zuviel verlangt, dass die Kommunen sich für Ortsfremde ausschildern?! Im Vergleich zu zahlreichen teuren Straßenprojekten ist die Förderung des Radfahrens eine preiswerte Investition in die Zukunft: für Gesundheit, Radtourismus und Klimaschutz.